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„Wir haben einen kleinen Luxus“

von | 29. März 2021

JUNGE SPORTLER IM LOCKDOWN – Marlon und Adrian Bartholomäus aus Raßdorf

VON ALICIA KRETH

Montag, 29. März 2021, Rotenburg-Bebraer Allgemeine / Sport Rotenburg – Bebra


Training in abgespeckter Form: Die Brüder Marlon (links) und Adrian Bartholomäus dürfen einmal pro Woche auf die Bahn, um zu kegeln. Darts werfen sie aktuell nur zuhause. Foto: Alicia KReth

Der Nachwuchs leidet besonders unter Corona. Deshalb fragen wir in loser Reihenfolge bei Sportlern nach, wie das Virus Leben, Sport und Freizeit verändert hat. Heute: Marlon und Adrian Bartholomäus.

Raßdorf – Monatelang ohne den Lieblingssport, Schule von Zuhause aus und sogar die Kegelbahnen der Gegner beginnt man so langsam zu vermissen. So geht es aktuell auch Marlon und Adrian Bartholomäus aus Raßdorf. Die beiden Brüder kegeln beim KC Alle Neun (AN) Bosserode und spielen Darts bei den Sport- und Freizeitfreunden (SuFF) Raßdorf. Wir sprachen mit den beiden Schülern über ihre sportliche Situation, die Einschränkungen im Lockdown und ihre Wünsche für die Zukunft gesprochen.

Wie kommt ihr mit der aktuellen Situation klar?

Marlon Bartholomäus: Ich finde es aktuell sehr langweilig, weil wir auch von der Schule zuhause sind. Wir haben zwar ein paar Videokonferenzen, aber ich würde lieber wieder in die Schule gehen – auch wenn ich dann wieder früher aufstehen müsste. So ist der Tag immer sehr trist und allgemein.

Adrian Bartholomäus: Ich finde die ganze Situation auch sehr bescheiden. Man ist halt eingeschränkt. Und wenn ich mich mit meinen Freunden treffe, dann meist nur über den PC.

In welchem Rahmen ist es für euch möglich, zu trainieren?

Marlon: Darts und Kegeln sind möglich, aber wirklich nur im kleinsten Rahmen. Es fehlen halt nur die Wettkämpfe und Meisterschaften.

Adrian: Während des ersten Lockdowns war Kegeln gar nicht möglich, da war die Bahn komplett dicht. Weil wir dann in die Bundesliga aufgestiegen sind, haben wir im zweiten Lockdown eine Ausnahmegenehmigung beim Bürgermeister beantragt. Und er hat uns erlaubt, dass wir jede Woche zu zweit jeweils eine Stunde auf die Bahn dürfen. Und Darts spielen wir zuhause, aber anderweitig geht es nicht.

Dann habt ihr es beim Kegeln noch ein bisschen besser als andere, oder?

Marlon: Ja, wir haben schon einen kleinen Luxus damit, dass wir einmal in der Woche auf die Bahn dürfen.

Wie sehr hat euch das Training auf der Bahn gefehlt?

Adrian: Das hat auf jeden Fall gefehlt – klar. Man kommt mal wieder zuhause raus und bekommt das Bahn-Feeling zurück. Kegeln ist ja zuhause schlecht möglich.

Marlon: Vor allem merkt man beim Kegeln extrem, wenn man ein paar Wochen Pause gemacht hat. Bei uns merkt man das immer in den Sommerferien. Dann muss man sich erst mal wieder in den Wurf einarbeiten, um den Wurf wieder richtig ausführen zu können. Das ist schon nicht so schön.

Ist es ein Nachteil, nur auf der heimischen Bahn trainieren zu können?

Marlon: Beim Kegeln ist es nicht wie beim Darts, dass jede Dartscheibe quasi dieselbe ist, sondern es gibt verschiedene Bahnen wie Holz- und Kunststoffbahnen, die jeweils anders verlaufen. Daher würde ich schon sagen, dass es beeinträchtigt, wenn man nur auf seiner Heimbahn trainieren kann.

Marlon, du gehörst dem U 18-Sichtungskader des Deutschen Schere-Keglerbunds (DSKB) an. Wie trainiert ihr dort aktuell?

Marlon: Wir haben jeden Samstag ein Online-Workout per Videokonferenz. Weil wir uns nicht auf der Bahn treffen können, machen wir so anderthalb Stunden Übungen auf der Gymnastikmatte, um uns fit zu halten. Ansonsten fahr ich noch gerne Fahrrad, wenn es das Wetter hergibt.

An der Dartscheibe könnt ihr euch zuhause auch gegenseitig duellieren. Reicht das aus oder fehlt euch da das Training mit den Vereinskollegen?

Adrian: Das Mannschaftstraining fehlt schon sehr, man hat sich immer gegenseitig hochgepusht. Meinen Bruder sehe ich ja täglich und wenn man immer gegeneinander spielt, wird es auch irgendwann langweilig. Da fehlt einerseits die Auswahl an Gegnern und andererseits, dass man sich gegenseitig motivieren und hoch pushen kann.

Marlon: Wir trainieren ab und zu schon zusammen, aber auch einzeln – so wie es gerade passt. Aber diese Eins-gegen-Eins-Situationen mit anderen Gegnern fehlen schon sehr. Im Vergleich: Beim Kegeln spielt zwar jeder sein eigenes Ergebnis, aber das kann man am Ende immer noch vergleichen.

Hat euch der Lockdown in eurer Entwicklung als Sportler zurückgeworfen?

Adrian: Im Kegeln auf jeden Fall, aber Darts trainieren wir viel zuhause – das passt.

Marlon: Im Kegeln hat mich die Situation schon sehr zurückgeworfen, da ich im vergangenen Jahr meine ersten U 18-Meisterschaften mit der großen Kugel gespielt hätte. Und die Kugel konnte ich immer noch nicht spielen und mich damit richtig messen, außer in den Wettkämpfen mit der Mannschaft. Das Darts-Training dagegen hat sich bei mir, dadurch dass ich aktuell fast nur zuhause bin, sogar ein bisschen vermehrt.

Adrian, du hättest dieses Jahr zum letzten Mal bei den U 18-Meisterschaften antreten können. Beraubt dich Corona deiner letzten Jugend-Saison?

Adrian: Ja, schon ein wenig. Dieses Jahr wäre theoretisch mein letztes Jahr und das fällt nun auch weg. Ich habe mir vor allem bei den E-Darts-Meisterschaften viel erhofft, aber man kann es nicht ändern.

Wie schwierig ist es in der aktuellen Situation, die Motivation hochzuhalten?

Marlon: Beim Kegeln merke ich schon, dass ich nicht mehr so einen Ansporn habe wie vorher. Denn sonst hatte immer schon das nächste Spiel im Hinterkopf und ich wusste, dass ich mich darauf gut vorbereiten muss, da ich ein gutes Ergebnis spielen möchte. Beim Darts stört es mich nicht so extrem wie beim Kegeln, da trainiere ich genauso wie vorher.

Adrian: Ich würde mich dem Ganzen anschließen. Beim Darts ist die Motivation hoch angesetzt, weil man selbst besser werden möchte und auch die Mitspieler aus dem eigenen Team schlagen möchte. Da rückt der Einzelsport in den Vordergrund und beim Kegeln zählt die Teamleistung. Und da fehlt aktuell dieses gewisse Etwas, das einen nach vorne bringt.

Wenn ihr heute in die Zukunft blickt, was wünscht ihr euch?

Marlon: Ich wünsche mir, dass ich weiterhin gesund bleibe und die Schulen so schnell wie möglich wieder auf machen. Sportlich hoffe ich, dass ich – wenn ich wieder in den Wettkampf einsteige – immer noch mindestens genauso gut wie vorher bin und nicht eingebrochen bin.

Adrian: Ich wünsche mir, dass die Familie gesund bleibt und man wieder Freunde treffen kann, ohne irgendwelche Beschränkungen. Und dass man sportlich nicht eingebrochen ist.

ZU DEN PERSONEN

Marlon Bartholomäus (15) ist in Wildeck-Raßdorf aufgewachsen und besucht die neunte Klasse der Werratalschule in Heringen. Seit seinem achten Lebensjahr kegelt er bei AN Bosserode und spielt seit knapp fünf Jahren Darts bei den SuFF Raßdorf. Der 15-Jährige wurde 2019 Deutscher Vize-Meister im Paarkampf beim Kegeln und im vergangenen Jahr Vize-Hessenmeister mit der Mannschaft im Steeldarts. Außerdem gehört Marlon dem U 18-Sichtungskader des DSKB an.

Adrian Bartholomäus (17) ist in Wildeck-Raßdorf aufgewachsen und besucht die zwölfte Klasse der Werratalschule. Im kommenden Jahr steht für ihn das Abitur an. Adrian kegelt seit zehn Jahren bei AN Bosserode und spielt seit knapp vier Jahren Darts bei SuFF Raßdorf. Der 17-Jährige ist Deutscher Meister im Kegel-Doppelteam 2015 und Hessenmeister im Steeldarts-Team 2019.  akr